Absinth Thujon: Wirkstoff und Mythen

Absinth Thujon

Absinth Thujon: Das Wichtigste zusammengefasst

  • Echter Absinth enthält Thujon.
  • Der Wirkstoff Thujon ist in den Blättern des Wermutkrauts enthalten.
  • Thujon ist in hoher Menge giftig, aber so viel wirst Du mit ein paar Gläsern Absinth nicht konsumieren.

Absinth & Thujon: Die häufigsten Mythen

Das heutige Thema unseres Blog-Beitrags wird in der Absinth Community häufig und zudem teilweise sehr emotional diskutiert. Wir erhalten zudem nach wie vor Nachfragen von Kunden, welcher Absinth denn den höchsten Thujongehalt besitzt. Bisher sind wir nicht im Detail auf die Fakten und Mythen rund um Absinth & Thujon eingegangen. Das möchten wir nun ändern, um Missverständnis aus dem Weg zu räumen. Häufig wird behauptet, dass Absinth verboten wurde, da er gesundheitsschädlich ist und Absinth trinken verrückt macht. Es wird argumentiert, dass der Wirkstoff “Thujon” (Thujone) dafür verantwortlich ist. Zudem hört man des Öfteren, dass Absinth von damals mehr Thujon enthielt, als der Absinth, den man heute kaufen kann. Zudem wird gesagt, das man in der Tschechei noch den echten Absinth mit über 100 mg Thujongehalt kaufen kann. Also was ist dran an all den Behauptungen rund um Absinth & Thujon?

Thujon: Was es wirklich ist

Der Wirkstoff Thujon hat seinen Namen durch das Vorkommen im Thuja Baum bekommen, hierbei handelt es sich um ein Zypressengewächs, welches auch unter dem Namen “Lebensbaum” bekannt ist. Thujon ist aber auch in vielen anderen Pflanzen aufzufinden, bspw. in weißem Zedernholz, aber auch in vielen Kräutern, die Du im täglichen Leben in der Küche wiederfindest. Diese Kräuter sind zum Beispiel Oregano, Salbei, einige Wacholderarten und natürlich Wermut. Es wird zwischen alpha und beta Thujon unterschieden. Spricht man vom Thujongehalt, so meint man die Summe aus α und β Thujon.

Absinth Thujone

Thujon: Für die Chemie-Liebhaber 😉

Absinth Thujon: Was ist an dem Mythos dran?

Thujon als Verbindung wurde erst entdeckt, nachdem Absinth Mitte des 19. Jahrhunderts populär wurde. Dr. Valentin Magnan, welcher den Alkoholismus als Krankheit erforschte, hatte zum Nachweis von Absinth als gesundheitsschädliches Getränk Tests mit reinem Wermutöl gemacht. Hierzu verabreichte er das Öl kleinen Tieren (besonders Ratten), um die Wirkung des im Öl enthaltenen Thujons zu studieren. Seine Versuchsergebnisse erlangten große Bekanntheit und führten letzten Endes zu dem Verbot von Absinth. In seinen Experimenten hatte er herausgefunden, dass Thujon Schlaganfälle hervorrufen kann. Diese Gefahr trat unabhängig vom Alkohol auf. Darauf basierend leitete er ab, dass Absinth-Trinken aufgrund des enthaltenen Wermutöls gefährlicher ist, als der Konsum von anderem Alkohol.

Historisches Anti-Absinth Plakat
Historisches Anti-Absinth Plakat

Absinthe ist nicht gleich “Absinthe”

Nur weil Absinth das Öl der Wermutpflanze enthält, bedeutet es jedoch nicht, dass das Getränk so gefährlich ist, wie Dr. Magnan es die Leute glauben lassen wollte. Denn der Wissenschaftler benutzte in seinen Versuchen reines Wermutöl, welches er Ratten injizierte. In seinen Berichten über die Versuchsergebnisse sprach er immer von “Absinthe”. Im Französischen ist “Absinthe” jedoch ebenfalls der Begriff für die Wermutpflanze (artemisia absinthium). Es entstand ein (bewusst eingefädeltes?) Missverständnis. Denn Dr. Mangan bezog sich mit seinen Wermutöl-Versuchen auf die Absinth-Pflanze (artemisia absinthium), in der Kommunikation der Ergebnisse wurde jedoch das Getränk (Absinthe) mit der Pflanze artemisia absinthium gleichgesetzt. Dies ist ein grober Fehler, denn das Getränk “Absinthe” enthält lediglich zwischen 10 – 35 mg Thujon pro Liter, was ein sehr geringer Anteil ist. Reines Wermutöl der artemisia absinthium Pflanze hingegen um ein Vielfaches mehr.

Man kann also sagen, selbst wenn der Absinth 100 mg Thujon oder mehr besitzen würde, würde man nicht die gleiche Menge Thujon wie in den Experimenten zu sich nehmen. In den Experimenten wurde reines Wermutöl benutzt, deswegen befand sich die verabreichte Menge Thujon im Gramm und nicht im Milligrammbereich. Hinzu kommt, dass die Versuche an Ratten und nicht Menschen gemacht wurden. Menschen haben einen anderen Stoffwechsel als Ratten und sind natürlich auch um ein Vielfaches größer. Die Ergebnisse waren also keineswegs valide!

Absinth Halluzinationen? Die Thujon-Versuche von Dr. Mangan

Magnan hatte neben seinen Tierversuchen ebenfalls 250 Alkoholabhängige studiert und festgestellt, dass diejenigen, welche Absinth tranken, Halluzinationen erfuhren. Mit dem heutigen Wissen über das Getränk kann mit Sicherheit gesagt werden, dass diese Beobachtungen nicht wahr gewesen sein können und auf klares Unwissen zurückzuführen sind. Gegebenenfalls litten die Probanden tatsächlich unter Wahnvorstellungen, diese sind aber nicht mit psychedelischen Halluzinationen gleichzusetzen und wohl eher den Auswirkungen des Alkoholismus zuzuschreiben als dem Wirkstoff “Thujon” im Absinth.

Weiterhin ist es wichtig zu erwähnen, dass Magnan ein bekennender Prohibitionist war und sich für das Verbot von Alkohol einsetzte. Mit seinen Experimenten wollte er beweisen, dass Alkohol und insbesondere Absinth das französische Volk degeneriert. Wir können also davon ausgehen, dass er sich ein gewisses Ergebnis seiner Experimente und Beobachtungen erhofft hatte bzw. auch herbeigeführt hat.

Thujongehalt Absinth
Thujongehalt Absinth: Eine gefährliche Erfahrung?

Moderne Untersuchungsergebnisse zu Thujon

Nachdem Absinth verbannt wurde, wurde es ruhiger um die Spirituose Absinth und seinen umstrittenen Wirkstoff. In den 1970er Jahren veröffentlichte jedoch ein britisches Wissenschaftsmagazin einen Artikel, der die molekulare Zusammensetzung von Thujon mit der primären psychoaktiven Substanz von Cannabis “Tetrahydrocannabinol” (THC) verglich. Die Wissenschaftler stellten eine molekulare Ähnlichkeit fest und stellten nun die Hypothese auf, dass Thujon das Gehirn im gleichen Maße beeinflussen kann wie THC. Diese Hypothese wurde jedoch nicht weiter verifiziert, es entstand daraus aber der hartnäckige Mythos, dass Thujon ein Cannabinoid sei. Die Hypothese über den Zusammenhang der Wirkung von Thujon und THC wurde von späteren Studien widerlegt, der ursprüngliche britische Artikel hatte jedoch für ein weiteres Missverständnis gesorgt…

Ist Thujon (und auch Absinth) nun giftig oder nicht?

Thujon kann, wie bereits vorher angemerkt, in sehr hohen Dosen giftig wirken. Aber wir betonen hier, die Dosis ist entscheidend! Man muss sehr viel Thujon zu sich nehmen, um diese Wirkung zu erfahren. Bspw. literweise reines Wermutöl trinken. Dies ist nicht mit dem Genuss eines oder gerne auch mehrerer Gläser Absinth gleichzusetzen. Der Konsum von zu viel zuckerfreiem Kaugummi kann ebenfalls Durchfall hervorrufen. Aber das heißt nicht, dass die meisten Menschen dieses Phänomen jemals erlebt haben. Um es auf den Punkt zu bringen: Das Getränk Absinth ist nicht giftig! Wir möchten aber betonen, dass Absinth durch seinen hohen Alkoholgehalt mit Vorsicht zu genießen ist. Deswegen sollte er wie jeder andere hochprozentige Alkohol mit Vorsicht genossen werden.

Das ist die Wirkung von Absinth (Thujon)

Jetzt haben wir soviel darüber geschrieben, was Absinth nicht bewirkt. Man kann also die berechtigte Frage stellen, was denn nun beim Trinken von Absinth passiert? Wir möchten dies zunächst mit zwei Zitaten beantworten:

“A glass of absinthe is as poetical as anything in the world. What difference is there between a glass of absinthe and a sunset?”
Oscar Wilde

“After the first glass of absinthe you see things as you wish they were. After the second you see them as they are not. Finally you see things as they really are, and that is the most horrible thing in the world.”
Oscar Wilde

Absinth wirkt also anders als andere Spirituosen. Nach den ersten Gläsern kann eine geistige und körperliche Aktivierung einsetzen. Manche Leute berichten davon, dass sie die Umwelt bewusster wahrnehmen, man verspürt den Drang sich zu unterhalten und Dinge zu diskutieren. Die Kreativität kann gefördert werden und man möchte diese, wie auch immer geartet, ausleben. Leute berichten von der Inspiration des Getränks für das Musizieren, Schreiben oder Malen. Wir persönlich verspüren den Drang, etwas zu unternehmen. Ein simples Verharren im momentanen Status Quo wird als unbefriedigend empfunden. In diesem Sinne sind 1-2 Gläser Absinth mit Freunden ein guter Start für einen geselligen und aktiven Abend. Trinkt man mehr als 3 Gläser, so kann die Wirkung des Alkohols die beschriebenen Erfahrungen überlagern. Man wird schlichtweg betrunken, mit all seinen bekannten (negativen) Effekten.

Möchtest Du die Wirkung von Thujon ausprobieren, kannst Du bspw. den Kräuterbitter Thujon 33 bestellen. Das Fläschchen hat mit 40% einen bewusst niedrigeren Alkoholgehalt als traditioneller Absinth und mit 33 mg Thujon pro Liter einen maximalen Thujongehalt.

Noch mehr Informationen über die Wirkung von Absinth..

Wenn Du noch mehr über die Wirkung von Absinth erfahren möchtest, empfehlen wir Dir unsere weitere Infoseite: Absinth Wirkung. Dort findest Du auch Informationen welche Absinthe wir zum Kauf empfehlen, wenn Du an einem möglichst hohen Thujongehalt interessiert bist. Wir möchten uns an dieser Stelle für Deine Aufmerksamkeit über Absinth & Thujon bedanken und hoffen, dass wir mit unserem Artikel etwas mehr Licht ins Dunkle bringen konnten!

Grüne Grüße aus der Welt des Absinthes,

Nico vom ALANDIA Team

4 Gedanken zu „Absinth Thujon: Wirkstoff und Mythen“

  1. Im Artikel steht was das Thujon nicht ist und was es eben nicht bewirkt. Es wäre dementsprechend schön zu erfahren, was es denn dann für Wirkung auf uns hat.

    1. Lieber Timm,. danke für den Hinweis, das hatten wir bei all dem aus dem Weg Räumen von Missverständnissen wirklich ganz vergessen! Wir haben jetzt noch einen Absatz über die Wirkung des Absinthes hinzugefügt. Viele Grüße, Mike

  2. Hallo
    Ihr sprecht in Eurem Artikel immer von “ein Glass” . Das ist eine sehr unwissenschaftliche Menge ! Wieviel stellt Ihr Euch da vor ?

    1. Hallo Ive,
      in einem Glas sind in der Regel 25ml Absinth und 75ml Wasser und dazu je nach Präferenz ein Stück Zucker.

      Viele Grüße
      ALANDIA

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